Quartiersbegehung in Mülldorf-Nord – Vieles ist schon besser geworden

von Anna Neumann

20.10.2023

Der Bürgermeister von Sankt Augustin ist dabei und die Beamtin, die sich als „Dorf-Sherif“ vorstellt, eine Frau vom Netzwerk Kinderschutz ist gekommen, auch ein Streetworker.


Mit unterwegs ist die städtische Behindertenbeauftragte und die Kollegin von der Familienbildungsstätte, dabei sind Mitarbeitende der Stadtverwaltung, der Vorsitzende des Integrationsrates und sein Stellvertreter, natürlich die Leiterin der Offenen Sozialarbeit der Diakonie. Und eben auch einzelne Bewohnerinnen und Bewohner von Mülldorf-Nord, einem Stadtteil von Sankt Augustin.

Diese wunderbar vielfältig gemischte Gruppe hat sich von Quartierssozialarbeiter Nico Dreuw zum „Quartiersspaziergang“ einladen lassen. Informationen teilen, Bedarfe und Potenziale erkennen – darum geht es in den rund eineinhalb Stunden. Das Quartier hat zu kämpfen mit „Kinderarmut, Langzeitarbeitslosigkeit, einem schlechten Image und vielen Vorurteilen“, erklärt Dreuw zu Beginn, als die Gruppe im Schatten der Hochhausriegel an der Ankerstraße zum Spaziergang startet. Gerade die Ankerstraße ist „sehr stigmatisiert“, sagt Dreuw, der mit seiner Arbeit bei der Diakonie An Sieg und Rhein angesiedelt ist und von der Stadt Sankt Augustin gefördert wird.

Wachsender Zusammenhalt

„Und es gibt Leute, die hier gerne wohnen“, stellt eine Frau direkt klar. Das weiß auch der Quartierssozialarbeiter: Mülldorf-Nord ist das Zuhause von vielen Menschen, die hier Familie, Freunde und Nachbarn haben. Viele leben hier seit sehr langer Zeit – aus gutem Grund. Der Stadtteil ist geprägt von großer kultureller Vielfalt und vielen sehr engagierten Bewohnerinnen und Bewohnern. Viel ist auch in jüngster Zeit vorangekommen: Die mobilen Spielangebote der Diakonie sind gut angenommen. Die Nachbarschaftsfeste sorgen für ein viel schöneres Miteinander und fördern den Zusammenhalt nachhaltig.

Zwar gibt es weiterhin Ärger um Müll und bei zwei Häusern ein ernstes Problem mit Ratten, sagt Dreuw. Aber die Klagen wegen wilden Sperrmülls sind Vergangenheit: Es gibt nun Sperrmüllkäfige. Unsicherheitsgefühle, vor allem in der Dunkelheit, an bestimmten Ecken und Wegen zwischen den Hochhausbauten gehören zu den Sorgen der Menschen in Mülldorf-Nord. Ecken, die Dreuw bei der Quartiersbegehung vorzeigt. Orte, wo einfach auch Straßenlaternen fehlen. Dazu zählt beispielsweise die Treppe, die von den Radwegen entlang von Sieg und Autobahn Richtung „Gärten der Nationen“ und Mülldorf-Nord führt. Auch so ein Ort, den viele als „Angstraum“ empfinden und meiden. Beleuchtungen auf öffentlichen Wegen ließen sich einfach schnell beheben. Auch anderes ließe sich schnell verbessern, etwa der defekte Basketballkorb.

Vernetzung und Austausch

Wer zusammen spaziert, kommt miteinander ins Gespräch. Die Teilnehmenden aus Kommunalpolitik, Verwaltung und Diensten sprechen mit den teilnehmenden Bewohnerinnen. Sie äußern Ideen, woher sich die Bücher beschaffen lassen, die im geplanten öffentlichen Bücherschrank Platz finden sollen. Sie tauschen sich darüber aus, ob der informelle Treffpunkt von Jugendlichen an der Wiese an der Schiffsstraße die Anwohner stört oder nicht und welchen Zweck der nicht nur für die Jugendlichen, sondern auch für die Arbeit mit ihnen hat.

Klar wird, wie nützlich die Begehung ist: Nicht alle kannten alles und nicht alle kannten alle. Das ist jetzt schonmal ziemlich anders. Quartiersspaziergänge wird es auf jeden Fall künftig jährlich geben, verspricht der Quartierssozialarbeiter.

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