„Wir sorgen für Synergien“
In Bonn-Holzlar sind Gemeindediakonie und Sozialberatung des Diakonischen Werks miteinander verknüpft. Die Synergie-Effekte beschreiben Simone Himmel, Vorsitzende des Holzlarer Diakonie-Ausschusses, und Sandra Weinstock, sie ist u.a. in Holzlar in der Sozialberatung tätig.
Gehören Gemeindediakonie und die Arbeit des Diakonischen Werkes zusammen?
Sandra Weinstock: Nicht unbedingt. Aber in Holzlar kooperieren die Sozialberatung des Diakonischen Werkes und die Kirchengemeinde. Das läuft leider nicht überall so, aber auf jeden Fall in Holzlar, auch in Beuel, Oberkassel und Troisdorf. Wir finden: Das ist sehr sinnvoll.
Simone Himmel: Ich kann ein praktisches Beispiel nennen: Eine ältere Frau schreibt mir eine WhatsApp, dass sie Hilfe benötigt. Sie muss in ein Seniorenheim umziehen. Wie lässt sich der Umzug günstig bewerkstelligen? Durch die Nähe fällt es leichter, sich an die Sozialberatung zu wenden. Dort liegen spezielleres Wissen, große Erfahrung und Netzwerke vor. Das hilft – ich werde ja häufiger angesprochen.
Sandra Weinstock: Wir sorgen für Synergien.
Wobei die Klient*innen nicht nur durch persönliche Kontakte von der Sozialberatung erfahren?
Sandra Weinstock: Nicht nur, aber auch. Natürlich hilft die Mund-zu-Mund-Propaganda. Wenn Pfarrpersonen oder zum Beispiel Freiwillige im Besuchsdienst entsprechende Bedarfe sehen, können sie an mich verweisen. Ansonsten ist die Sozialberatung einfach weitestgehend bekannt. Auch deshalb, weil wir mit unserem Büro in dem Raum sind, in dem auch alle zwei Wochen das Seniorenfrühstück stattfindet, mitten im Quartier. Auch das ist eine schöne Synergie.
Simone Himmel: Das Seniorenfrühstück in unserer Holzlarer Gemeinde ist ein gutes Beispiel für die Verzahnung der Diakonie. Es wird von vier Ehrenamtlerinnen der Kirchengemeinde organisiert. Und Sandra Weinstock als hauptamtliche Mitarbeiterin des Diakonischen Werks ist zum Beispiel beim Weihnachtsfrühstück dabei. Das Angebot der Sozialberatung ist also präsent.
Worin liegt der Unterschied – Gemeindediakonie kommt von Ehrenamtlichen, das Diakonische Werk schickt die Profis?
Sandra Weinstock: Mein Fokus als Hauptamtliche liegt auf sozialrechtlichen und finanziellen Fragen. Außerdem ist die Sozialberatung unbedingt offen für alle – sie ist nicht den evangelischen Gemeindegliedern vorbehalten.
Simone Himmel: Für unsere Gemeinde ist es eine große Hilfe, dass es die professionelle Sozialberatung gibt. Auch ich selbst kann dort nachfragen, wenn ich etwas nicht weiß. Sozialberatung kostet – wir als Kirchengemeinde beteiligen uns an der Finanzierung. Was den Unterschied angeht: Gemeindediakonie lebt stark vom Engagement von Ehrenamtlichen. Aber das allein macht nicht den Unterschied aus. Angebote wie Besuchsdienst und Frühstück setzen persönlicher an. Sie helfen, Kontakte zu knüpfen und Anbindung an die Kirchengemeinde zu finden. Gerade auch bei Einsamkeit.
Klingt nach einem klugen Mix aus Arbeitsteilung und Kooperation. Inwieweit sind Sie konzeptionell zusammen unterwegs?
Simone Himmel: Wir tauschen uns unter anderem im Diakonieausschuss als feste Institution aus.
Sandra Weinstock: Dort bringe ich zum Beispiel Bedarfe ein, die in meiner Arbeit deutlich werden.
Simone Himmel: Insofern ist die Sozialberaterin oft wie eine Art Lotsin. Insgesamt beschäftigt mich vor allem die Frage, wie wir neue Ehrenamtliche gewinnen. Ich sehe, dass viele aktive Menschen vor der Rente stehen – wir brauchen sie, denn wir brauchen Menschen, die zum Beispiel andere zum Arzt begleiten, zu einer Veranstaltung fahren oder ihnen bei der Online-Terminvereinbarung helfen. Meine Wunschvorstellung ist, dass die Menschen in der Gemeinde füreinander da sind.
Simone Himmel leitet den Diakonie-Ausschuss der Evangelischen Kirchengemeinde Bonn-Holzlar. Beruflich ist sie als Sachbearbeiterin im öffentlichen Dienst tätig. Sandra Weinstock ist Sozialarbeiterin, Mitarbeiterin der Diakonie An Sieg und Rhein und u.a. in Holzlar in der Sozialberatung tätig.
Autorin: Anna Neumann
Links
zur Gemeinde-Website Holzlar und zur Sozialberatung der Diakonie An Sieg und Rhein