Richtig viele Begegnungen

Wie ein Diakoniefest Gemeinden und Diakonisches Werk einander näher bringt, beschreiben Bettina Eifert aus Neunkirchen, sie engagiert sich u.a. im Kreisdiakonieausschuss  An Sieg und Rhein, und Andreas Börner, Gemeindepfarrer in Much. Ein Gespräch

Ein Diakoniefest verbindet kreuz und quer evangelische Gemeinden untereinander und mit dem Diakonischen Werk. Lassen Sie uns ausloten, inwieweit das Format eine Empfehlung ist. Aus Ihrer Erfahrung des Diakoniefestes 2023 mit drei Gemeinden und dem Diakonischen Werk: Was ist für die Gemeinden dabei herausgesprungen?

Börner: Das Diakoniefest hat für richtig viele Begegnungen gesorgt. Der Tag erbrachte richtig viele Gespräche. Es gab sogar Menschen, die sich aus anderen Kontexten kennen und nun darüber sprachen, wie sie jetzt hier zusammenhängen. Gleich morgens zu Beginn haben alle drei Gemeinden – Much, Neunkirchen und Seelscheid – zusammen Gottesdienst gefeiert – das war das erste Mal gemeinsam an einem Ort. Die Gemeindemitglieder aus den Nachbargemeinden sind zu uns nach Much gekommen. Wir waren eine Gemeinschaft. Das hat es zuvor noch nie gegeben.

Eifert: Alle drei haben sich eingebracht: Sie haben sowohl den Gottesdienst mitgestaltet, als auch anschließend an Ständen ihre diakonische Arbeit vorgestellt.

Börner: Alle haben sich einander gezeigt. Das hat auch bewirkt, über den eigenen Glockenturm hinauszuschauen.

Eifert: Das Wetter hat mitgespielt: Die Menschen haben im Kirchhof draußen gesessen und interessante Gespräche geführt.

Börner: Menschen verschiedenen Alters haben miteinander geredet: die Jugendlichen, ihre Eltern, ihre Großeltern.

Wie kam das Diakonische Werk ins Spiel?

Börner: Die Angebote der Diakonie An Sieg und Rhein konnte man genauso zwanglos kennenlernen.

Eifert: So unterhielten sich Gemeindeglieder mit der Mitarbeiterin der Chille – sie war ja mit ihrem Bus da – darüber, ob ihr Hund Einfluss in ihrer Arbeit hat. Ich hatte den Eindruck, dass sich die Gemeindeglieder ein solches Angebot wie die Eitorfer Chille auch für ihren Ort wünschen.

Börner: Auch mir ist der Hund in Erinnerung geblieben. Offensichtlich hilft er vielen Kindern, zur Ruhe zu kommen. Ich frage mich, ob ein solches Projekt wie die Chille auch bei uns eine Chance hat. Das benötigt natürlich entsprechende Kapazitäten.

Eifert: In vielen unserer Dörfer fehlen unseren Kindern Treffpunkte und Ansprechpartner.

Wie viele Details sollen Infostände bei einem Diakoniefest bieten?

Börner: Ich denke: je konkreter, desto besser. Auch die Gut-drauf-Tanke stand auf unserem Kirchhof. Der Mitarbeiter hat die Besucher angesprochen, auch die älteren, damit sie das Angebot kennenlernen. Das war faszinierend. Das Diakonische Werk war präsent.

Eifert: Es war da – ohne die Kommunikation der Gemeinden zu unterbinden. Die Mitarbeiterinnen der Tafel-Projekte aus den verschiedenen Orten haben sich ausgetauscht. Die Mitmachaktion von einer der Besuchsdienst-Gruppen war anregend. Ein eingedeckter Tisch brachte Menschen miteinander ins Gespräch: Wo kommen Sie her? So habe ich übrigens auch schon unsere Vorbereitungen auf das Diakoniefest erlebt. Der Weg war das Ziel. Die Vorbereitung war ein Forum für Kontakte. Bei den Arbeitstreffen hat sich jeder eingebracht.

Die drei Gemeinden Much, Neunkirchen und Seelscheid bilden ja auch einen so genannten Kooperationsraum, arbeiten immer enger zusammen. Wofür hat das Diakoniefest mehr Erfolg gebracht: für den Kooperationsraum oder für die Diakonie?

Börner: Für den Kooperationsraum hat der Diakonietag auf jeden Fall einen Schub gegeben. Menschen mitnehmen gelingt am besten mit einem Fest. Aber ich finde auch: Der Diakonierahmen hat es besondere niederschwellig ermöglicht. Jeder zeigt seine Tafel, die einen sind Träger der Arbeit, wir nur Ausgabestelle – die gemeindespezifischen Ausgestaltungen machen es interessant.

Eifert: Ich finde, der Tag hat auch für das Diakonische Werk sehr viel gebracht. Es war bisher kaum präsent. Und nun waren sie mit geballter Macht da. Mein Anspruch ist, dass die Gemeinden das Diakonische Werk mitdenken. Daran arbeite ich ja auch mit. Heutzutage gibt es zum Beispiel auch Kollekten für die Diakonie An Sieg und Rhein – das gab es früher nicht.

Börner: Wir in Much beanspruchen das Diakonische Werk durchaus. Aber in seiner Gänze und Niederschwelligkeit hatte ich die Diakonie An Sieg und Rhein so nicht auf dem Radar.

Ist das Format Diakoniefest also eine Empfehlung?

Börner: Das diakonische Element in Gemeinden und das ergänzende Angebot des Diakonischen Werks kombiniert mit einem Festcharakter halte ich für eine sehr gute Form. Um das Fenster für Kooperation zu öffnen, taugen auch andere Themen. Wir werden zum Beispiel das Format „Kirche für Kleine und Große“ fortführen.

Eifert: Das Fest war wirklich toll. Dazu gehören übrigens auch die überraschenden Nebeneffekt. So gab es für Kinder kreative Angebote, die sehr gut angenommen wurden. Das hat gut gepasst. Außerdem denke ich: Der zeitliche Rahmen war begrenzt – gegen 14 Uhr war Ende. Auch das ist empfehlenswert.

Börner: Als die Würstchen alle waren, war auch Schluss.

Interview: Anna Neumann

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dies ist ein Beitrag für den Diakonie-Newsletter 1/2024