Denn es ist echte Partizipation

In der Evangelischen Kirchengemeinde Neunkirchen darf seit ein paar Jahren der jeweils aktuelle Konfirmanden-Jahrgang eine der Sonntagskollekten auswählen. Das heißt, der Gemeinde-Nachwuchs übernimmt eine diakonische Entscheidung.

Der Begriff Partizipation kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie Beteiligung, Teilhabe, Mitwirkung oder Einbeziehung. Kollekte – noch ein Wort mit lateinischem Ursprung. Geläufig ist es bis heute im Gottesdienst, wenn Geld für gute Zwecke gesammelt wird.

Dass sich die Worte Partizipation und Kollekte gekreuzt haben, „hat Spaß gemacht“. Das sagt ein Konfirmand aus Neunkirchen. Eine Mitkonfirmandin erklärt: „Wir haben erst alles durchgelesen und dann durften wir aussuchen.“ Die Schülerin neben ihr ergänzt: „Wir haben genommen, was uns am besten gefallen hat.“

So geht partizipative Konfirmandenzeit: Die Gruppe der Evangelischen Kirchengemeinde Neunkirchen, die jetzt im Mai konfirmiert wurde, hat für die ganze Gemeinde eine der Kollektenentscheidungen getroffen.

Beschlüsse durch Diakonie-Ausschuss und Presbyterium

Das ist in dieser Gemeinde schon länger gängige Praxis, initiiert von der früheren Gemeindepfarrerin Angela Pollmann und auch – vor ihrem Wechsel nach Overath – auch für diesen Konfi-jahrgang noch entsprechend vorbereitet und durchgeführt.

Die Konfi-Gruppe sucht bis zu zwölf Wahlkollekten aus. Deren Auswahl kommt in den Diakonie-Ausschuss, wird dort natürlich auch noch einmal angesehen und in den Kollektenplan eingefügt, der ja für ein ganzes Kirchenjahr erstellt wird. Wenn das Presbyterium dann den Kollektenplan beschließt, ist die Kollektenauswahl aus den Händen der Konfirmand*innen eingeschlossen. „Ich finde es sehr gut, dass nicht alles die Erwachsenen entscheiden“, erklärt ein 14-Jähriger.

Battle für die Kollekte

Um die Sache nicht unnötig kompliziert zu machen, beschäftigt sich die jeweilige Konfi-Gruppe mit einer engeren Auswahl. In einer Abstimmung fällt dann die Entscheidung. Diakonin Elke Coxson findet, die Konfis gehen „nicht anders“ vor als die Erwachsenen: sich schlaumachen und dann entscheiden.

Die Diakonin betont den Wert der Partizipation: Anders als bei spielerischen Übungen sei die Kollekten-Entscheidung „etwas Echtes“. Eben „echte“ Partizipation. Das passt auch deshalb, so Elke Coxson, weil Partizipation „das“ Thema in der Jugendarbeit sei.

Aufgezogen war es als „Battle“, erzählt Pfarrerin Editha Royek. Die Jugendlichen befassten sich mit den Informationen, die im Kollektenplan aufgeführt sind. Sie haben sich in Kleingruppen besprochen, Pro-Gründe für die verschiedenen Optionen herausgearbeitet und dann abgestimmt.

Für ein Schulprojekt entschieden

Als die Jugendlichen gegen Ende ihrer Konfirmandenzeit über dieses Vorgehen berichten, sind sie parallel damit beschäftigt, ihren Konfirmationsspruch zu gestalten. Sie haben sich in den vergangenen Wochen und Monaten mit vielen Themen beschäftigt: Taufe, Glaubensbekenntnis, klimafreundliches Handeln. Die zurückliegende Kollektenentscheidung haben sie komplett in Erinnerung: „Wir haben uns für ein Schulprojekt entschieden“, erklärt eine Jugendliche. „In Afrika“, ergänzt eine andere.

Dabei gehe es darum, Schulbesuch überhaupt zu ermöglichen. Eine Konfirmandin: „Wir wissen, dass es ein Privileg ist, zur Schule zu können. Dass man es für die Zukunft macht.“ Und ein anderer Jugendlicher aus der Konfi-Gruppe sagt: „Es gibt viele unfaire Dinge in der Welt. Diese Kinder haben die Kollekte verdient.“

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Gemeinde-Website Neunkirchen