Sozialarbeiter Philip Salgert (v.l.) und Suchthilfe-Leiterin Michaela Teigelmeister mit Diakonie-Geschäftsführer Patrick Ehmann im Café Koko. Foto: Nastassja Lotz

In Sorge um die stabile Finanzierung des Café Koko

von Anna Neumann

08.11.2024

Die „Diakonie hilft“, so heißt ihr Motto, das ist ihr Versprechen und das gilt auch für die Suchthilfe in Troisdorf. Nun ringt die Suchthilfe um ihre stabile Finanzierung.


Es droht eine Verschlechterung der Hilfen für die Klient*innen. „Das macht uns wirklich Sorgen“, sagt der Geschäftsführer der Diakonie An Sieg und Rhein, Patrick Ehmann. Der Rhein-Sieg-Kreis finanziert die Suchthilfe zu wesentlichen Teilen, das dortige Café Koko vollständig. Derzeit sprechen der Rhein-Sieg-Kreis und die Diakonie über die künftige Finanzierung. Diakonie-Geschäftsführer Ehmann beklagt, dass bestimmte Vorstellungen des Kreises zu einer weniger planbaren Finanzierung, zu mehr Bürokratie und zu einer schlechteren Qualität führen werden. Das stehe symptomatisch für weite Teile der Finanzierung im Sozialbereich.

Drohende Kürzungen im sozialen Sektor in ganz NRW

NRW-weit sind die Warnungen vor Kürzungen im sozialen Sektor unüberhörbar. „NRW bleib sozial!“ heißt die große Demo in Düsseldorf am 13. November, zu der die Freie Wohlfahrtspflege NRW aufruft. Auch aus der Diakonie An Sieg und Rhein werden Leitungskräfte und Mitarbeitende in die Landeshauptstadt fahren, um beherzt für ihre Klient*innen zu demonstrieren. 83 Millionen Euro will das Land laut Haushaltsentwurf im sozialen Bereich streichen.

Dass es regional weitere Kürzungsdrohungen gibt, machen vier Pressekonferenzen der Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege im Rhein-Sieg-Kreis deutlich. Neben der Suchthilfe sind auch Sozialberatung, ambulante sozialpsychiatrische Angebote und Selbsthilfen unter Druck, wird bei diesen Pressekonferenzen deutlich.

Das Café Koko ist eine Überlebenshilfe

„Das Café Koko ist eine Überlebenshilfe“, erläutert Sozialarbeiter Philip Salgert. Die Besucher*innen haben hier die Möglichkeit, in einem Spind ihre Habseligkeiten aufzubewahren, zu duschen, Wäsche zu waschen, eine Mahlzeit zu bekommen. Die Vergabe von Spritzen ermöglicht sterilen Konsum und verhindert übertragbare Krankheiten.

Einer der Besucher sagt: „Das Café Koko ist eine wichtige Hilfe.“ Der Mann bittet um Anonymität. Wir können ihn Freddy nennen. Der 57-Jährige, der seit vielen Jahren mit Kokain, Crack und Alkohol zu tun hat und obdachlos ist, weiß: „Gäbe es den Laden hier nicht, wären mehr Menschen früher tot.“

Eigentlich müssten Hilfen aufgestockt werden

Das Café Koko ist eine Anlaufstelle mit niederschwelligen Angeboten, erläutert Michaela Teigelmeister, die Leiterin der Suchthilfe. Dieses Konzept erleichtert die Kontakte zu den Sozialarbeiter*innen. So wird weitere Hilfe möglich, zum Beispiel Beratung zu Sozialleistungsansprüchen oder Vermittlung zur Wohnungslosenhilfe.

Wichtig ist es jetzt, Einschränkungen der Angebote zu verhindern, betont Suchthilfe-Leiterin Teigelmeister. Geschäftsführer Patrick Ehmann: „Wir stehen vor einem Dilemma: Wir wollen die Hilfe erhalten, aber unser Spielraum wird enger. Und wenn ich ganz ehrlich bin, sollten wir über eine Ausweitung der Finanzierung sprechen und nicht über das Verhindern von Kürzungen.“

Links

  • die Hilfen in der Suchthilfe
  • Dossier der Diakonie RWL zu den NRW-Haushaltskürzungen