Stellten das neue Beratungsmobil vor: Diakonie-Geschäftsführer Patrick Ehmann, Superintendentin Almut van Niekerk, Michaela Teigelmeister, Fachbereichsleitung Suchthilfe, und Sozialarbeiter Nikolas Weinhold.

Beratungsmobil unterwegs im Ländlichen

von Anna Neumann

07.04.2025

Die Suchthilfe hat Räder bekommen. Neuerdings gibt es kostenlos und vertraulich Rat in Fragen des persönlichen Alkohol- oder Drogenkonsums auch im ländlichen rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreises.


Das Beratungsmobil der Diakonie An Sieg und Rhein macht es möglich. Sozialarbeiter Nikolas Weinhold steuert den Bus dienstags nach Seelscheid auf den Pfarrer-Julius-Smend-Platz unterhalb der Dorfkirche und mittwochs nach Much vor die Evangelische Kirche an der Schulstraße. Jeweils von 11 bis 13 Uhr hat Weinhold Sprechstunde.

Die Orte sind sowohl zentral leicht erreichbar, als auch diskreter als mancher Rathausplatz. Weitere Bus-Stationen werden Menschen in anderen Ecken und Enden des Rhein-Sieg-Kreises zu lange Wege ersparen und Suchtberatung unkompliziert nahebringen. Schon längst gibt es Suchthilfe-Beratungsstellen in Troisdorf, Königswinter, Niederkassel und Eitorf. Nun ist die Hilfe auch darüber hinaus unterwegs zu den Menschen. Natürlich können auch jenseits der Sprechstunden Termine im Beratungsmobil gemacht werden. Und: Der Bus wird demnächst auch in Lohmar Station machen.

„Menschen, die Hilfe suchen, stehen vor der Herausforderung, den Weg zu bewältigen, das Ticket zu bezahlen und oft auch – familiär bedingt – die nötige Zeit zu finden“, erläuterte Michaela Teigelmeister, Fachbereichsleitung der Suchthilfe, bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des Beratungsmobils. Das Projekt ist möglich dank des Aktionsplans gegen Sucht des Landes NRW. Dieser Aktionsplan bezweckt neue Modelle zu erproben, um suchterkrankte Menschen im ländlichen Raum in ihren Lebenswelten besser zu erreichen. Die Förderung des Landes beträgt rund 300.000 Euro für zwei Jahre. Eine Auswertung der Erfahrungen mit dem Beratungsmobil wird erweisen, wie es dann weitergeht.

Die ersten Erfahrungen sind schon einmal „durchweg positiv“, sagte Nikolas Weinhold, der für das Beratungsmobil zuständige Mitarbeiter der Diakonie-Suchthilfe. Und echt divers: Ein 18-Jähriger sei vorbeigekommen, auch ein Rentner fragte nach Unterstützung. Es gehe um Alkohol, Cannabis und beispielsweise auch Amphetamine. „Die Gespräche sind teilweise einfach Entlastungsgespräche, sie betreffen Wege in die Entgiftung und in eine Therapie.“ Die Menschen fragten: Was kommt auf mich zu? Weinhold: „Das kann man besprechen. Ängste kann man nehmen.“

Dabei bietet das Beratungsmobil eine weitere Pointe: Man nimmt dort nicht nur bequem Platz zum Gespräch, sondern befindet sich auch in einem digital ausgerüsteten Setting. Ein Antrag kann direkt aufgesetzt werden, der Bus ist vernetzt. Da muss nichts aufs Büro verschoben werden.

Diakonie-Geschäftsführer Patrick Ehmann ordnet das Projekt ein: „Wir sind viel stärker dort, wo die Menschen sind. Das machen wir nicht nur punktuell, sondern verknüpfen Hilfe insgesamt.“ Das Beratungsmobil heißt auch deshalb so, weil Rat auch zu anderen Themen als Sucht gegeben werde. Auf Wunsch können andere Fachkräfte digital zugeschaltet werden. Niemand bekommt gesagt, für andere Themen „woanders“ hingehen zu müssen. „Die Menschen müssen der Hilfe nicht hinterherfahren.“

Superintendentin Almut van Niekerk, die Diakonie-Vorstandsvorsitzende, erklärte eine weitere Bedeutung des Beratungsmobils: „Wir als Wohlfahrtsverband, als Diakonie sind die Seismographen, die mitbekommen, was nötig ist, und schlagen Alarm.“ Wie gut, wenn in diesem Fall das Land, sonst Bund, Kommunen oder Landkreis, reagieren und im Miteinander die nötige Hilfe geschaffen wird.

Kontakt: , Telefon 0160 6091869