Dalia Höhne (l.) und Judith Fisch arbeiten als Abschiebungsbeobachterinnen. Foto: Anne Orthen / Diakonie RWL

Nicht um jeden Preis abschieben

von Oeffentlichkeitsarbeit EKASuR

02.01.2023

Menschenrechte wahren, auch bei Abschiebungen: Darauf pochen die Abschiebungsbeobachterinnen Dalia Höhne und Judith Fisch von der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe (RWL).


Sie setzen sich dafür ein, dass Betroffene mit Respekt und Würde behandelt werden. Doch das ist nicht immer der Fall. Verzweiflung, Angst, Not – Dalia Höhne und Judith Fisch werden regelmäßig Zeuginnen von dramatischen Situationen an den Flughäfen in Düsseldorf und Köln/Bonn.

Mit 2171 vom Flughafen Düsseldorf aus abgeschobenen Menschen im Jahr 2021 hat deren Zahl nach einem pandemiebedingten Rückgang 2020 (1767 Personen) wieder deutlich zugenommen. Darüber – ebenso wie über die Begleitumstände – gibt der 52-seitige, mit Beispielfällen und Grafiken versehene Bericht der unabhängigen Abschiebungsbeobachtung für 2021 Auskunft. Gesundheitliche Probleme bei Menschen, die abgeschoben werden sollen, aber auch Kindeswohlfragen in Abschiebungssituationen bleiben Themenschwerpunkte.

Angst sehr präsent

Im Blick auf den Jahresbericht erläutert Jana Mathes, stellvertretende Leiterin der Offenen Sozialarbeit der Diakonie An Sieg und Rhein: „In der Flüchtlingsberatung ist die Angst bei den Ratsuchenden vor einer Abschiebung in Länder, aus denen die Menschen vor Krieg, Gewalt und Verfolgung geflohen sind, sehr präsent.“

In Beratungsgesprächen werde sichtbar, dass die ständige psychische Belastung und Unsicherheit mit Blick auf eine Abschiebung das Ankommen erschwert. Anstelle von Schutz, Stabilität und Sicherheit drohe Geflüchteten eine zwangsweise, nächtliche Abschiebung, so Mathes. „Zunehmend sind auch besonders schutzbedürftige Menschen von einer Abschiebung bedroht. Der Vollzug der Abschiebung ist für viele Menschen ein traumatisches Ereignis, das auch frühere traumatische Erlebnisse reaktivieren kann“, weiß die stellvertretende Fachbereichsleiterin aus Erfahrung.